Mittwoch, 26. August 2020

Tag 1 - Auf nach Wangen (Nebra)

Sachsen-Anhalt bietet viele kulturelle Sehenswürdigkeiten. Für die Menschheitsgeschichte sind einige Funde von besonderer Bedeutung, wie die Himmelscheibe von Nebra. Bisher hatte ich noch keine Gelegenheit, den Fundort zu besichtigen. In Zeiten wie diesen bieten sich Touren mit dem Fahrrad allerdings besonders an, denn in den eigenen vier Wänden werde ich mit der Zeit wirr im Kopf.
Dieses Mal führt es mich nach Wangen in Nebra und wieder zurück. Zwei Tage, rund 100 Kilometer - das fordert auch zwei Beiträge. Doch zunächst einmal kommt Tag 1 - die Anreise nach Wangen (Nebra)

Von Halle nach Langeneichstädt


Halle (an der Saale) ist ein gutet Ausgangspunkt für Radreisen. Hier kreuten sich Saaleradweg und der Radweg Weiße Elster, auch führt ein Lutherweg bis in die Lutherstadt Eisleben oder der Braunkohlepfand an den wichtigsten Stationen des Tagesbaus entlang. Interessant war für mich allerdings dieses Mal ein Teil der Himmelswege. Die Himmelswege bilden insgesamt einen Rundweg quer durch das südliche Sachsen-Anhalt, beginnend am Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale), wo auch die originale Himmelscheibe ausgestellt wird.
Da ich nun recht nah an den anderen Radwegen wohne, begann meine Tour vir der Haustür.
Das erste Etappenziel war Bad Lauchstädt, circa 15 Kilometer entfernt. Um dort hin zu gelangen bietet sich der Goethe-Radweg an, denn er führt parallel an der Landstraße entlang. Bei großer Hitze empfiehlt es sich jedoch, auf der Straße zu fahren. Der Goetheweg besteht in diesem Abschnitt nämlich zum Großteil aus Kies- und Schotterwegen und wirbelt sehr viel Staub auf. Das Fahren auf Asphalt ist da eine willkommene Alternative. 
Von Bad Lauchstädt ging die Fahrt weiter nach Schafstedt und von dort nach Langeneichstädt, wo sich die mittelalterliche Warte und das Grab der Dolmengöttin findet. Die Grabbeilagen können ebenfalls im Landesmuseum in Halle betrachtet werden. Von der Warte aus - der Turm ist leider nicht zugänglich - kann bei gutem Wetter bis nach Halle geschaut werden.

Hinab ins Unstruttal


Nach einer kurzen Pause mit belegten Broten und einer Menge Wasser - die Temperatur war nunmehr auf 34°C hinaufgeklettert - ging die Fahrt weiter auf der Landstraße (L177) Richtung Steigra. Doch bevor man in den Ort fährt, sollte man einen kleinen Halt in Kalzendorf einlegen, denn hier kann man, wenn auch nur von oben, ein Wunder der Baukunst besuchen. Hier befindet sich die Einfahrt in den ICE-Tunnel Halle-Erfurt, der auf der anderen Seite, genau hinter Steiga, endet. Danach überquert der ICE auf der Unstruttalbrücke das gesamte Unstruttal in 49 Metern Höhe. Erst 2012 wurde das Bauwerk fertiggestellt und ist mit 2668 Metern die zweitlängste Eisenbahnbrücke in Deutschland (auf Platz 1 mit 6465 Metern Länge steht die Saale-Elster-Talbrücke, ebenfalls in Sachsen-Anhalt befindlich).
In Steigra erwartet den Radfahrenden das nächste Highlight. Zwar gibt es hier keinen separaten Radweg, allerdings ist die Fahrt auf der Landstraße in Richtung Karsdorf gelinde gesagt einfach der Wahnsinn. Kaum hat man den Ort passiert geht es hinunter in das Unstruttal und mit gut aufgepumpten Reifen ist es möglich, bis Karsdorf durchzurollen. Gute Bremsen sind hier natürlich das A und O und auch auf den Verkehr sollte ein wachsames Auge gerichtet werden. Aber die Aussicht ist umwerfend und ich wurde von eine Woge aus Euphorie bis ins Tal getragen.

Auf dem Unstrutradweg bis nach Wangen (Nebra)


In Karsdorf angekommen gab es zunächst eine kleine Verschnaufpause. Das Thermometer sagte etwas von 36°C und die Sonne schien gnadenlos vom Himmel herab. Dennoch ist das Klima anders als hinter den Hügeln. Durch den Fluss ist die Luftfeuchtigkeit höher und gefühlt ist es etwas frischer, als wenige Minuten zuvor. Bis Wangen sind es nur noch gute 20 Kilometer Strecke und das auf einem sehr gut ausgebautem Radweg, denn Karsdorf liegt eben im Unstruttal und durch dieses führt der Unstrutradweg
Der Radweg beginnt in Thüringen in Kefferhausen an der Quelle der Unstrut und führt durch Thüringen bis nach Naumburg in Sachsen-Anhalt. Hier fließt der Strom in die Saale, während der Unstrutradweg unter anderem in den Saaleradweg übergeht.
Fast ebenerdig aber doch mit kaum spürbaren Anstieg, denn die Fahrt führt nun flussaufwärts, geht es von Karsdorf nach Nebra. Nach den Strapazen des letzten Abschnitts rollt mein Rad fast von allein. Zudem kreuzen deutlich mehr Radfahrende den Weg. Radfahren liegt im Trend und das merke ich auch.
Platz gibt es auf den Wegen aber allemal und so ging die nun zweite Hälfte der Etappe sehr leicht von der Hand - oder in diesem Falle der Pedale.
Das Ziel in Wangen war das Waldschlösschen, ein schickes freistehendes Hotel am Fuße der Arche Nebra. Gut bürgerlich ist hier die Küche und die Zimmer sind sehr modern. Aber was mir wirklich positiv auffiel, war die abschließbare Fahrradgarage und auch ein Zimmer für nur eine Nacht ist hier unproblematisch buchbar. 
Abends besuchte ich noch das Museum der Arche, um dann, hundemüde gegen 21:00 ins Bett zu fallen.

Mittwoch, 10. Juni 2020

Eine Runde mit dem Rad

Es ist wieder an der Zeit, den Drahtesel aus dem Stall hinaus auf die Weide zu führen. Kurz gesagt: Es ist Sommer und die Radsaison hat begonnen. Dabei sollte nicht nur das Rad verkehrstauglich sein, sondern auch Touren bedürfen einer kleinen Planung. Dass dies nicht immer so gelingt wie vorgestellt, zeigt meine Radtour zum Süßen See im Mansfelder Land, die überall hin führte, nur nicht an mein Ziel.

Auf geht's!


Vom Süden in den Westen

Lange Zeit galt Halle an der Saale als grünste Stadt Deutschlands. Das entspricht nicht ganz der Wahrheit, denn sie ist nicht Teil der offiziellen TOP 10. Allerdings steht außer Frage, dass Halle durchaus sehr viele Naherholungsgebiete hat. Im Süden gibt es zum Beispiel die Elsteraue, im Osten den Osendorfer See. Im Norden findet sich die Franzigmark und im Westen die Dölauer Heide. Auch gibt es in Halle einige Radfernwege, als Auswahl seinen folgende erwähnt: Radweg Weiße Elster, Saaleradweg, Radweg Saale-Harz, Braunkohlepfad oder den Himmelsscheibenradweg.

Letzterer sollte uns – mich und meinen Mann – direkt zum Süßen See bringen. Sollte, wenn wir nicht die Abzweigung verpasst hätten.


Abseits der Wege

Vom Süden aus sind wir zunächst nach Halle-Neustadt gefahren. Dabei führt der Weg zunächst über den Saaleradweg bis zur Rabeninselbrücke. Von dort aus geht es Richtung Norden bis zu den Fernwärmeleitungen. Diesen folgten wir bis Neustadt.

Von der Rabeninsel nach Halle-Neustadt

Der heutige Stadtteil war einst das Paradebeispiel einer sozialistischen Arbeiterstadt, die komplett am Reißbrett entworfen wurde. Kein Stein, kein Baum und Grashalm war dem Zufall überlassen. Bis zur Wende war Halle-Neustadt eine selbständige Stadt mit allem drum und dran. Seit 1990 ist sie der westliche Stadtteil von Halle. Von ehemals 90.000 Bewohnern leben heute noch etwa 45.000 Menschen dort.

Weiter geht es nach Nordwesten Richtung Lieskau, heute ebenfalls eingemeindet. Am Bahnhof Nietleben vorbei biegen wir nicht nach rechts in die Heide ab, sondern fahren Richtung Heidebad. An der Heideranch links vorbei geht es um den Heidesee bis Landstraße am Ortsausgang. Statt nun dieser nach Bennstedt zu folgen, kamen wir auf die Idee, dem Braunkohlepfad eine Chance zu geben. Damit begann die Irrfahrt durch die Heide.

Der Braunkohlepfad


Wilde Begegnungen

Nun gut, getreu dem Motto „Der Weg ist das Ziel“ (Konfuzius) sind wir einfach den Wegen gefolgt. Herausgekommen sind wir an der Grenze zum Lintbusch. Da wir sehr entspannte Radreisende sind und, obwohl wir in Halle schon mehr als zehn Jahre leben, noch nie in diesem Teil der Heide waren, haben wir einfach unser Vesperbrot verspeist – kurzum eine Pause eingelegt und die Lage sondiert. Dabei kamen wir auch dazu, die Bewohner der Heide zu treffen: Eidechsen!

Heidebewohner

Gestärkt ging es nun weiter durch die Heide Richtung Wohngebiet Waldheil. Dort stießen wir auf den Lutherweg. Gut – der sollte uns ebenfalls direkt zum Süßen See führen. Wenn…

Wir folgte dem Weg bis nach Bennstedt und dort verlor ich die Beschilderung aus den Augen. Langsam machte sich doch etwas Frust bemerkbar, denn leider passiert mir so etwas häufig: Einen Plan fassen, die Route ausarbeiten und dann die Wegmarkierungen verpassen.

Da wir nun doch schon geraume Zeit unterwegs waren, fassten wir Plan B: Weiter radeln nach Teutschenthal und von dort über Holleben zurück nach Halle.

Diese Strecke führte dann nur noch über Land und damit konnten wir den Rückweg nicht verfehlen, zumal wir uns in Holleben auch gut auskennen. So kamen wir nach 40 Kilometern und gut vier Stunden Radtour doch wieder heil zu Hause an.

Der Plan steht auch weiterhin, den Süßen See zu erradeln. Doch das nächste Mal werden wir auf einem anderen Weg den Himmelscheibenradweg anfahren.

Auch mit Karte kann ich mich verfahren