Freitag, 29. März 2019

Ein Spaziergang durch das grüne Nysa

Wie die Saale durch Halle fließt, so schlängelt sich in Nysa (dt. Neisse) der Fluss: Nysa Kłodzka (dt. Glatzer Neisse). Auch der Geschichtsverlauf brachte die beiden Städte immer wieder zusammen, denn beide waren Teil des preußischen Staates. Neben Eichendorff wirkt sich auch die Partnerschaft beider Universitäten, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und der PWSZ auf den kulturellen Austausch aus.

Vom Wohnheim an den Fluss




Ich habe das unerhörte Glück, das mein Zimmer - an das ich mich mittlerweile gewöhnt habe und weniger schlimm ist, als am ersten Tag - direkt zum Fluss hinaus geht. Jeden Morgen kann ich die Fischer beobachten, wie sie bei Wind und Wetter mit ihren Angeln am Fluss sitzen und sich den Tag vertreiben.
Die Bächlein von den Bergen springen,
Die Lerchen schwirren hoch vor Lust,
Was soll ich nicht mit ihnen singen
Aus voller Kehl und frischer Brust?
(Joseph Freiherr von Eichendorff)


Verlässt man das Wohnheim, dann geht man vielleicht eine Minute, bis man auf der Brücke steht, die den Fluss überquert. Schaut man nach Süden, so sieht man die Glatzer Berge. Richtung Norden erkennt man die weiten Felder, die sich Richtung Opole (dt. Oppeln) erstrecken.
Folgt man dem Lauf des Flusses, erreicht man nach etwa einem Kilometer eine weitere Brücke, welche die Glatzer Neisse anstaut. Dem Flussverlauf auf der anderen Seite einen weiteren Kilometer folgend erreicht man den Stausee Jezioro Nyskie.



Hier ist es im Sommer möglich, am Strand einen Badetag zu verbringen. Durch die Wellen und den weiten See fühlt man sich fast, als wäre man am Meer.

Die Parkanlagen um Fort Wodny


Kehrt man auf den Weg, welchen man kam, zurück, so kann man von der zweiten Brücke aus auf einen speziellen Wanderweg einbiegen. Als ehemalige preußische Festungsstadt hat Nysa einige gut erhaltene Bauwerke, die es zu besuchen gilt.
Zu dieser Jahreszeit sind die Bäume noch kahl und der Wind pfeift durch das Geäst. Der Park ist allerdings dennoch wunderschön. Geht man in der Frühe, singen die Vögel ihr Morgenkonzert. Am Tage kann man im Café des Forts Essen oder einen Kaffee genießen und abends mit einem Spaziergang den Tag ausklingen lassen.



Ein wenig mutet Fort Wodny an wie Hobbingen, der Stadt der kleinen Leute aus "Der Herr den Ringe". Das Wasserfort bietet heute Platz für Musik und Theater.



Überquert man die Straße, erreicht man den zweiten Teil des Stadtparks, der sich mit vielen Wegen romantisch träumend in die Stadt einfügt. Der Weg kann zum einen direkt in die Innenstadt führt, folgt man einem Pfad am Teich Staw Łabędzizurück zurück zur ehemaligen Berliner Brücke, welche zum Wohnheim führt.
Liegt das Wohnheim auch heute in Nysa, so war dieser Stadtteil einst die Soldatenstadt Friedrichsstadt - auch hier eine Ähnlichkeit mit Halle an der Saale. Denn auch Neustadt war einst eigenständig, getrennt durch die Elisabethbrücke von der Stadt Halle. Erst 1990 wurden Neustadt zum Stadtteil Halles, während Friedrichsstadt mit Nysa schon im 19. Jahrhundert vereint wurde.

Sonntag, 10. März 2019

Wszystkiego najlepszego z okazji urodzin!

Am 10. März 1788 wurde Joseph Karl Benedikt Freiherr von Eichendorf geboren, hier in Schlesien, genau genommen auf Pałac Eichendorffów in Łubowice (dt. Lubowitz).
Eichendorff gilt als bedeutendster Dichter der deutsche Spätromantik. Nun mag man sich fragen, warum ein polnischer Schriftsteller für die Romantik von Wichtigkeit war. Dazu muss man eine kleine Zeitreise in das Schlesien des 18. und 19. Jahrhunderts machen.

Preußische Tugenden


Nach dem ersten Schlesischen Krieg 1742 wurde die Provinz Teil des preußischen Königreiches unter Friedrich dem Großen. Auch im zweiten und dritten Schlesischen Krieg konnte der preußische Hof diese Gebiete halten. 1815 - Eichendorff war zu diesem Zeitpunkt schon 27 Jahre alt - wurde Schlesien Teil des Deutschen Bundes, dem Nachfolger des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen. 1871 wurde Schlesien offiziell Teil des deutschen Nationalstaates. Die Amtsprache war Deutsch, auch die Gesetze wurde entsprechend den preußischen übernommen.

Erst nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 wurde ein Großteil der deutschen Bevölkerung aus dem Gebiet vertrieben, Schlesien wurde wieder polnisch. Noch heute lebt ein großer Teil der deutschsprachigen Minderheit im Gebiet Opole (dt. Oppeln) und besitzt die doppelte Staatsbürgerschaft.

Joseph von Eichendorf


Der junge Dichter ist viel im heutigen Europa herumgekommen. Aufgewachsen in Schlesien studierte er seit 1805 in Wrocław und in Halle an der Saale, besuchte das Theater Bad Lauchstädts, reiste durch den Harz nach Hamburg und Lübeck, und ging 1806 - nach dem Einmarsch Napoleons - nach Heidelberg. Er studierte Rechtswissenschaften, 
Später führte er seine Arbeit in Danzig und Breslau weiter, ehe er 1844 in den Ruhestand ging. Seine letzen Lebensjahr verbrachte er in Nysa, wo er am 26. November 1857 im Alter von 67 Jahren verstarb.
Zu seinen bekanntesten Werken zählen "Aus dem Leben eines Taugenichts", "Das Mamorbild" und unzählige Gedichte, unter anderem "Wem Gott will rechte Gunst erweisen".


Alles Gute zum Geburtstag


In Halle als auch in Nysa und anderen Orten in Schlesien wird am 10. März der Geburtstag Eichendorffs begangen. So wird in Halle an der Eichendorffbank auf den Klausbergen ab 15:00 musikalisch dem Dichter geehrt, dazu gibt es Schlesichen Mohnkuchen.
Auch lyrisch hat der Romantiker seine Spuren in Halle hinterlassen. So steht die Burg über'm Tale noch Heute in Halle, die Giebichenstein, welche über der Saale thront:

Da steht eine Burg überm Tale
Und schaut in den Strom hinein,
Das ist die fröhliche Saale,
Das ist der Gibichenstein.

Da hab ich so oft gestanden,
Es blühten Täler und Höhn,
Und seitdem in allen Landen
Sah ich nimmer die Welt so schön!

Durchs Grün da Gesänge schallten,
Von Rossen, zu Lust und Streit,
Schauten viel schlanke Gestalten,
Gleichwie in der Ritterzeit.

Wir waren die fahrenden Ritter,
Eine Burg war noch jedes Haus,
Es schaute durchs Blumengitter
Manch schönes Fräulein heraus.

Das Fräulein ist alt geworden,
Und unter Philistern umher
Zerstreut ist der Ritterorden,
Kennt keiner den andern mehr.

Auf dem verfallenen Schlosse,
Wie der Burggeist, halb im Traum,
Steh ich jetzt ohne Genossen
Und kenne die Gegend kaum.

Und Lieder und Lust und Schmerzen,
Wie liegen sie nun so weit –
O Jugend, wie tut im Herzen
Mir deine Schönheit so leid.